«Räder sind eine klassische Wagnerarbeit»

Der Schaukelstuhl von Nils Amstad mit zwei Wagenrädern, die typisch für den Beruf des Wagners sind. Bild: Nils Amstad

Nils Amstad ist einer von zwei Wagner-Lernenden in der Schweiz, die gerade ihren Berufsabschluss machen. Als Individuelle Praktische Arbeit (IPA) hat der 19-Jährige aus Beckenried NW einen besonderen Schaukelstuhl produziert. Wie das gelaufen ist, erzählt er im Monatsinterview der Lehrziit in der Schreinerzeitung.

Wusstest du schnell, dass du einen Schaukelstuhl herstellen möchtest?

Nils Amstad: Ich habe früh gewusst, dass ich einen Stuhl als IPA produzieren möchte. Dann kam mir die Idee, einen Schaukelstuhl herzustellen. Zuerst dachte ich an ein Exemplar mit Sprossen, und weil ein Rad eine klassische Wagnerarbeit ist, entschied ich mich dafür.

Wie bist du vorgegangen?

Die Pläne habe ich selbst gezeichnet. Es war für mich schwierig, einzuschätzen, wie viel Abstand der Fuss vom Boden haben muss, damit er nicht überschaukelt. Im Internet fand ich keine hilfreichen Informationen. Dann habe ich auf der CNC ein Muster des Fusses gefräst und war erstaunt, dass das auf Anhieb passte. Die Räder habe ich angeschraubt. Die Masse nahm ich von meinem Bürostuhl.

Gab es Herausforderungen?

Vor der IPA hatte ich im üK erst einmal ein Rad produziert und im Betrieb eines repariert. Das Rad war deswegen eine Herausforderung. Ich habe eine vereinfachte Variante ohne Radsturz gewählt. Auf einen typischen Eisenreifen, der das Rad einfasst, habe ich verzichtet.

Welche Materialien hast du verwendet?

Helle Esche, die typisch für Wagnerarbeiten ist, da das Holz sehr biegsam und strapazierfähig ist. Sie wird deswegen auch für den Bau von Schlitten verwendet oder für Beile und andere Stielarten. Die dunkleren Teile bestehen aus Eiche.

Würdest du im Nachhinein etwas anders machen?

Die Räder habe ich verkeilt und kann sie deshalb gut wegnehmen. Im Nachhinein würde ich jedoch eine andere Verbindung bevorzugen, um das Rad demontierbar zu machen.

Wurde dein Schaukelstuhl gut bewertet?

Die Note habe ich noch nicht erhalten. Die Experten waren jedoch erfreut, dass ich ein Rad hergestellt habe, und meinten, dass ich mir bezüglich Bewertung keine Sorgen machen müsse.

Weswegen hast du dich für die Lehre als Schreiner Fachrichtung Wagner entschieden?

Es ist das alte Handwerk, das mir gefällt. Ich finde es schön, dass bei den Wagnern nicht alles gerade verläuft, sondern vieles rund ist. Zum Beispiel Handläufe, die rund verleimt werden, oder die Stiele diverser Handwerkzeuge. Beim Schnuppern in meinem Lehrbetrieb hat mir die Arbeit sehr gut gefallen, und ich habe mich für diese Ausbildung entschieden. Ich würde dies so wiederholen. Ich könnte aber auch als Schreiner arbeiten, weil ich die Berufsschule in der Schreinerklasse besucht und alles gelernt habe. Wir Wagner hatten jeweils einfach separat Zeichnen und einen eigenen üK.

Dann hast du noch nie ein Möbel hergestellt?

Im Lehrbetrieb konnte ich schon einen Korpus zusammenbauen. Aber hauptsächlich stellen wir Treppen oder Handläufe her. In Spezialaufträgen durfte ich schon eine Urne oder Sprossen für Geländer drechseln.

Hat es dir im Lehrbetrieb gefallen?

Ja, tipptopp. Wir sind rund 20 Mitarbeitende, davon 3 Wagnerlernende. Die Arbeit ist vielseitig, und ich habe schon früh Verantwortung übernommen. Im ersten Jahr war ich zum Beispiel schon beim Zuschnitt eingeteilt und für gewisse Aufträge alleine verantwortlich. Das fand ich toll.

Bist du froh, dass die Lehre nun vorbei ist?

Ja, dass ich nicht mehr zur Schule muss, finde ich gut. Ich bin nun ungebunden und kann selbst entscheiden. Die Lehrabschlussfeier findet diesen Samstag statt. Ich freue mich darauf.

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Ich bin diese Woche in die Rekrutenschule eingerückt und mache den Durchdiener. Eingeteilt bin ich bei den Sappeuren, die zum Beispiel Brücken bauen.

Und danach?

Ich werde bestimmt im Beruf des Schreiners weiterarbeiten. Holz ist mein Element.

Interview mit

Nils Amstad aus Beckenried (NW). Der 19-Jährige hat gerade seine Ausbildung als Schreiner Fachrichtung Wagner bei der Ambauen Treppen AG in Beckenried abgeschlossen. Zur Berufsschule ging er nach Sarnen OW. In seiner Freizeit ist er sehr aktiv. Er gehört zu den Jungschützen, wo er mit dem Sturmgewehr und ab und zu mit der Pistole schiesst. Er geht gerne biken, joggen und ist Mitglied im Turnverein sowie dem Skiclub Beckenried. Zudem geht er gerne fischen. Sein grösster Fang war bisher eine Seeforelle, die rund einen halben Meter lang war. Nils Amstad spielt auch E-Gitarre in der Band Perfect Moment. Privat spielt er gerne Songs von Metallica und AC/DC.

 

Nicole D'Orazio

www.ambauen.ch